Schönstatt im Eichsfeld

 


- ein kurzer Rückblick auf die Entstehung und Entwicklung der Schönstattbewegung im Eichsfeld -

Die Wurzeln der Schönstattbewegung im Eichsfeld gehen in die Anfangszeit Schönstatts zurück. Josef Engling, ein „Mitgründer“, erwähnt in seinem Tagebuch 1916 eine Eichsfeldgruppe. Von 1927 – 1937 leitete der Schönstattpriester Hermann Schmidt als Präses das Bischöfliche Konvikt in Heiligenstadt. Durch ihn kam P. Kentenich von 1932 bis 1936 mehrfach ins Konvikt zu Besinnungstagen und Exerzitien für Priester. Hermann Schmidt hat im Jahr 1938 das Buch „Organische Aszese“ über die aszetischen und pädagogischen Prinzipien Schönstatts herausgegeben. 

Schönstatt wurde im Eichsfeld durch Priester bekannt, die Schönstatt im Konvikt oder als Theologen kennen gelernt hatten. Dazu gehörte auch der spätere Bischof Adolf Bolte von Fulda. Er war von 1928 - 1945 Kaplan in Dingelstädt und Heiligenstadt, Präfekt im Konvikt und zuletzt Propst in Heiligenstadt. Von 1945 - 1958 war er Weihbischof von Fulda und von 1959 - 1974 Bischof von Fulda. Durch diese Priester sind Schönstattjugendgruppen und Gruppen von Erwachsenen entstanden.

Nachdem es früher schon Niederlassungen der Schönstätter marienschwestern im Eichsfeld gab, wurde 1974  in Breitenholz und 1980 in Beuren eine Filiale der Schönstätter Marienschwestern neu errichtet. 1985 konnte der Schönstattpater P. Rainer Maria Zinke aus Birkenfelde im ehemaligen Pfarrhaus in Thalwenden ein kleines Jugendhaus für die Schönstatt-Mannesjugend einrichten. Dieses Jugendhaus wurde bis Ende 2005 von den Schönstatt-Patres betreut.

Bereits 1984 entstand in der Schönstattjugend die Musik-Gruppe SHILOAM, die viele Feste und Wallfahrten mit ihrer Musik prägte. Höhepunkt war das 2stündige Sakro-Musical „Wagnis und Liebe - der gefährliche Weg des Joseph Kentenich“ von Wilhelm Willms und Ludger Edelkötter. Es wurde 26 Mal vor ca. 17 000 Zuschauern in verschiedenen Städten Deutschlands und in Wien aufgeführt. 

Der Wunsch, im Eichsfeld ein Schönstattzentrum zu errichten, wurde 1984 im Zusammenhang mit dem Liebesbündnis für unser Volk stark lebendig. Drei Jahre später - 1987 - bestellten die Schönstattpriester aus dem Eichsfeld im Westen den Heiligtumsaltar und führten ihn mit DM-Devisen legal in die DDR ein. Er wurde in der Pfarrkirche in Kallmerode  vorübergehend aufgestellt. Hier versammelte sich nun die Schönstattfamilie im Eichsfeld zu besonderen Anlässen. So groß die Freude über das Vorhaben war, so groß waren auch die Fragen über das Wie und Wo, da dies unter den sich zuspitzenden DDR-Verhältnissen unmöglich erschien. Ein nahezu grenzenloses Vertrauen ließ den aufgegriffenen Gedanken aber nicht erkalten: „Wenn unser Vorhaben von Gott begleitet wird, wird er uns auch die Türen dafür öffnen“. 

Niemand ahnte, dass die Einheit Deutschlands die Lösung brachte. Die Organisation der Wende auf dem Eichsfeld vollzog sich auch unter aktivem Mitwirken der Schönstätter. Mit der unblutigen Revolution brach für den Heiligtumsbau ein neues Morgenrot an. Pater Rainer Zinke schreibt: „Wünsche, Erkenntnisse, Dankbarkeit und überzeugendes Mittun im Zuge der Wende mündeten in einem Punkt: Gemeinsam auf dem Eichsfeld, in der Mitte Deutschlands nahe der ehemaligen Demarkationslinie eine Schönstattkapelle zu errichten. Sie sollte die Dankesgabe der ganzen Schönstattfamilie in Deutschland für die glückliche "Wende" werden und Zeugnis geben vom Wirken Gottes in unserer Zeit. Gleichzeitig sollte sie als Symbol für die Einheit in Freiheit an die Aufgabe der inneren Wiedervereinigung unseres Volkes erinnern.“

Der Bau des Grundstein unseres Heiligtum "Einheit in Freiheit"Heiligtums wurde im Jahr 1991 durch den Kauf eines Geländes im „Kleinen Paradies“ bei Heiligenstadt möglich. Am 3. Oktober 1991 konnte der erste Spatenstich für den Bau der Kapelle erfolgen. Bis zur Grundsteinlegung am 28. März 1992 wurde im Gelände eine Wohnbaracke vom Berg Sion in Schönstatt aufgestellt und für Treffen, Unterkunft und Verpflegung von kleinen Gruppen eingerichtet. Die feierliche Einweihung des Heiligtums unter dem Titel „Einheit in Freiheit“ nahm am 3. Oktober 1992 Bischof Dr. Joachim Wanke aus Erfurt unter Teilnahme von mehr als 2000 Gästen aus den alten und neuen Bundesländern vor.

In den folgenden Jahren entwickelten sich beim Heiligtum regelmäßige Wallfahrtsfeste: das Kapellchenfest am Weihetag des Heiligtums, das Patronatsfest unter dem Titel „Maria, Mutter und Erzieherin“ am ersten Sonntag im Mai und das Familienfest der Schönstattfamilien am letzten Sonntag im August. Die Mädchenjugend begann am Fest Christi Himmelfahrt den „Tag für Mädchen“ zu halten. Die Mütterliga veranstaltete eine jährliche Mütterwallfahrt. Bei gutem Wetter wurden die Feste vor dem Heiligtum gefeiert, bei schlechtem Wetter in einem aufgestellten Zelt. Aufgrund des wachsenden Lebens um das Heiligtum begann man mit der Planung und der Finanzierung eines Bewegungshauses. Im Jahr 1999 war es so weit.

Am 18. Juli 1999 wurde der 1. Spatenstich für den Bau des Bewegungshauses getätigt. Am 19. Juli verunglückte P. Rainer Zinke tödlich beim Baden im Atlantischen Ozean an der Küste von Brasilien. Sein unerwarteter Tod traf die Schönstattfamilie im Eichsfeld, vor allem den Vorstand des e.V., tief ins Herz. P. Zinke war für sie das berufene Werkzeug der Gottesmutter, ihr im Eichsfeld ein Heiligtum und ein Zentrum zu schenken. Er war der Motor und die Seele all dessen, was geworden war. In der vorsehungsgläubigen Deutung seines Heimgangs - P. Rainer ist das Bauopfer für das Bewegungshaus - wagten die Verantwortlichen vertrauensvoll den geplanten Bau durchzuführen. Vor allem Hermann Böning als Vorstitzender des SEB e.V. übernahm das Erbe Pater Zinkes und setze sich unermüdlich für die Durchführung der Baupläne ein.

In der ersten Augustwoche begann die Baufirma mit dem Aushub der Baugrube. Im Dezember 1999 konnte für den Rohbau das Richtfest gefeiert werden. Am 3. Oktober 2000 wurde das Bewegungshaus als Begegnungsstätte im Auftrag von Bischof Dr. Joachim Wanke feierlich durch Propst Heinz-Josef Durstewitz aus Heiligenstadt unter großer Anteilnahme aus der Schönstattfamilie und der Bevölkerung eingeweiht. Einige Tage vorher konnte P. Paul Graf, ISch., als Wallfahrts- und Familienpater in das neue Haus einziehen. Seit der Einweihung und Inbetriebnahme des Hauses entwickelte sich das "Kleine Paradies" noch mehr zu einem viel besuchten Ort und zu einem lebendigen Schönstattzentrum für das Eichsfeld, das Bistum Erfurt und darüber hinaus.

Im September 2006 musste die Schönstatt-Mannesjugend "Regio Wegweiser" das 7 km entfernte Jugendhaus Thalwenden verlassen und in die Josefsklause im "Kleinen Paradies" einziehen. Das Pfarrhaus in Thalwenden wurde vom Bischöflichen Ordinariat in Erfurt an einen privaten Käufer verkauft. Um die Zukunft des Schönstattzentrums im "Kleinen Paradies" zu   gewährleisten, hat der Schönstattbewegung Eichsfeld e.V. - in  Zusammenarbeit mit dem Bistum Erfurt - am 1. Januar 2007 den  Schönstätter Marienschwestern in Friedrichroda die Trägerschaft und  Betriebsleitung des "Kleinen Paradieses" übertragen.